Fjord & skogane 2019 – fish & relax

2018 führte uns der Weg in die ehemalige Fylke Trøndelag, das vorausgegangene Jahr waren wir in Møre og Romsdal und nun wollten wir den weißen Fleck dazwischen von unserer persönlichen Landkarte Norwegens tilgen und so fiel die Wahl auf die Fylke Sogn og Fjordane. Was Lachsflüsse angeht, so gibt es dort kaum die ganz berühmten und großen Flüsse, dafür ist die Auswahl an unterschiedlichen Flüssen groß. Wie immer entschied ich mich für einen Standort, der sowohl das Befischen verschiedener Flüsse als auch des Fjords ermöglichen sollte. Gefunden habe ich dann diese wunderschöne „Hytta“, die zwar nicht so nahe am Wasser liegt wie in den vergangenen Urlauben, aber dafür als Start für Wandertouren ideal und sehr ruhig gelegen ist mit einer wunderbaren Aussicht:

Wir haben es sehr genossen, dort das ein oder andere leckere Mittagessen zu nehmen. Wie es nun einmal in Norwegen so ist, kann sich die Aussicht mit den Wetterbedingungen drastisch schnell und drastisch sichtbar ändern.

Das erste Foto ist eher gegen Ende unseres Aufenthalts aufgenommen, das zweite knapp vier Wochen früher am Tag nach unserer Ankunft in Norwegen. Einen Hinweis auf die unterschiedlichen Wetterbedingungen liefert dieses Bild:

Nun ja, das ist für Anfang Juli nicht gerade heiß, aber es gibt da ein weiteres Problem, dieses manifestiert sich in den Regentropfen unterhalb der Wolken in der Wetteraussicht. Dies bedeutet nämlich Wasser. Viel zu viel Wasser. Aber dazu später mehr.

Zunächst einmal zur gefundenen Auswahl an Lachsflüssen in der näheren Umgebung. Ich konnte durch intensive Internet-Recherche drei „Gletscher-Flüsse“ entdecken, die als durchaus interessante Kandidaten gelten konnten: Die Stryneelva, die Loenelva und die Oldenelva. Für die beiden erstgenannten konnte ich herausfinden, dass nur als Mitglied des Fischereiveriens „Bergen Sportsfiskere“ interessante Karten zu bekommen waren, so wurde ich dort Mitglied und bekam vier Karten für die Stryneelva und vier Karten für die Loenelva zugeteilt. Die wirklich ganz spannenden Strecken sind nur als Gast der jeweiligen Fischereirechtinhaber in Zusammenhang mit einem Aufenthalt im dazugehörigen Gård zu bekommen. Nix für mich, ich mach den Hype um Lachsfischen mit soviel Geld wie nur irgendwie rauszupressen ist, nicht mit. Nach einer neugierigen Begehung der Stryneelva am dritten Tag unseres Aufenthalts bin ich vorsichtig optimistisch, denn von den 3 Kilometern Strecke meines neuen Fischereivereins sind für mich als Fliegenfischer gerade mal ca. 500 Meter auf einem Ufer und 50 Meter auf der anderen Seite interessant. Hier gibt es eine Impression von der genannten „heißen“ Strecke:

Dass ich für die Oldenelva als Normalsterblicher keine Karte bekommen würde, war mir nach kurzem Mailverkehr mit den Fischereirechtbesitzern ziemlich klar. Weiter fand ich heraus, dass es in der Region um Nordfjordeid noch die Eidselva sowie die Hjalma, einen Kleinlachsfluss, gibt, für die es Karten bei Sport 1 in Norfjordeid geben soll. Beide Flüsse sind glasklar und somit ganz anders als die türkisfarbenen kurzen Gletscherflüsse.

Den ersten Einsatz hatte ich an der Stryneelva, leider hatten die Tropfen unter den Wettervoraussagen ganze Arbeit geleistet, denn beim ersten Fischen konnte ich 130 Centimeter Hochwasser bestaunen, trotz S5 Sinktip kam ich wohl nicht tief genug runter, kein Fisch, kein Biss, kein nichts, dafür viel (!) Wasser.

Das war wohl doch etwas zu viel des Guten, aber was an der Stryneelva von Nachteil ist an der Hjalma von Vorteil. Die Hjalma ist ein sogenannter „Flomelv“, also ein Gewässer wo nur bei hohem Wasserstand ein Aufstieg erfolgt. Also Einhandrute raus, leichtes Geschirr und mal schauen was bei den kleinen Lachsen so geht.

Ein interessanter Pool sowie 150 Meter stromab zwei weitere Fischstrecken von ca. 50 Metern warten auf mich, allein es steigt kein Fisch ein und so bleibt die Hjalma für mich ein Keinlachsfluss.

Am folgenden Tag sieht mich die Stryneelva wieder, immer noch viel viel Wasser, aber der Wasserstand liegt wohl einen halben Meter tiefer als bei meinem ersten Einsatz. Wieder fische ich den oberen, etwas schneller fließenden Bereich ab bis mich der Hunger kurz vor Mitternacht die Heimreise antreten lässt ohne jeglichen Fischkontakt gehabt zu haben.

Dies ist ein Bild von meinem letzten Einsatz an der Stryneelva, am ersten Tag war die Brücke im Hintergrund zu 50% unter Wasser, lediglich die cirka 10 Meter in der Mitte der Brücke waren noch knapp oberhalb der Wasserspiegels! Um es kurz zu machen: Ich bin mit dem Fluss nicht richtig warm geworden. Ich konnte leider auch keinen anderen Angler zu deren Einschätzungen oder Tipps befragen, es waren während aller meiner vier Einsätze keine Kollegen am Fluss. Ich konnte keinen Fisch sehen, hören oder spüren und hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ganz erschreckend: Als ich bei der kartenausgebenden Stelle in Stryn nachfrage, wo ich denn meine Ausrüstung desinfizieren kann, erhalte ich als Antwort dass es keine Desinfektionsstation gibt und dass auch die privaten Rechteinhaber keine haben. Es würde auch nicht kontrolliert ob desinfiziert wurde. Bescheuert.

Aber es gibt ja noch den Fjord wenn man Fische fangen möchte. Über das Fischen im Nordfjord, gerade vom Ufer aus, konnte ich im Internet so gut wie keine Informationen finden, so war ich doch auf die Fischerei dort sehr gespannt. Es gibt in Norwegen zwei Player auf die man sich aber eigentlich immer verlassen kann: Die Makrele und der Pollack. Ganz tolle Kämpfer, ich liebe es, diesen beiden mit der Fliegenrute nachzustellen.

Zu Beginn noch mit Wasser von oben und einstelliger Gradzahl.

Dann schon im T-Shirt:

Und zum Schluss in kurzer Hose…

Die Makrelen haben wir alle im mitgebrachten Räucherofen geräuchert und dann frisch auf Brot mit einem leckeren Tomatenrelish oder zu einer leckeren Rillette verarbeitet genossen.

Die meiste Zeit habe ich mit meiner klassischen Meerforellenausrüstung gefischt, die Sage X Klasse 7 mit einem S3 Sinktip und meistens einer Dannevirke am Ende des Vorfachs. Gelegentlich auch mit einigen Baitfish / Baltic Candy Variationen. Spannende Augenblicke habe ich jedoch auch erlebt beim Fischen eine Etage tiefer mit einem S7 Schusskopf und rot/schwarzen Zonkerfliegen mit extremer Beschwerung ( 1 1/2 -2 Gr.) An einem Tag mit diesem Setup konnte ich Makrelen, Pollacks, einen Knurrhahn, einen Lippfisch sowie eine Meerforelle fangen, leider hatte ich da mein Handy nicht dabei um zu dokumentieren. Ich kann beides empfehlen, wer im Fjord mit Fliege fischt sollte derartige Sinker auf jeden Fall im Gepäck haben.

Der Grund für die Auswahl der Hütte war ja der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen. Es ist mittlerweile für mich fast (!) genauso wichtig, schöne Touren gehen zu können wie es das Fischen ist. Bei uns ist während unseres Aufenthaltes ein regelrechtes Gletscherfieber ausgebrochen, wir haben so oft wie möglich den Weg nach oben in Eis und Schnee gesucht, das Gefühl diese mächtigen Gletscher aus nächster Nähe zu sehen ist einfach wunderbar. Wie schön, mächtig und gleichzeitig verletzlich die Natur ist lässt sich dort erleben.

Hier sind wir zusammen mit drei netten Mitwanderern aus Malta auf den Tystigbre gegangen:

Natürlich musste auch der Skåla her, 1848 Höhenmeter wollten erklettert werden und unser Ziel war es, unter 6 Stunden für einmal hoch und wieder runter zu bleiben. Geschafft.

Schöne Impressionen aus dem Lodal, wo am nächsten Tag mein erster Fischtag an der Loelva sein sollte:


Die Strecke an der Loenelva wurde zunächst einmal abgegangen:

Ein kurzer, heftiger Gletscherfluss mit zwei / drei interessanten Strecken für Fliegenfischer.

Mein erster Fischtag schenkte mir einige unvergessliche Eindrücke, unglaublich toll bei der Kulisse meiner Leidenschaft nachzugehen! Ich machte die Bekanntschaft eines norwegischen Wurmfischers, der genau wie ich am Nachmittag um 17.00 seinen Angeltag begann. An der untersten und besten Zone, der „Sone 1“, gibt es eine Fischpause zwischen 13.00-17.00, die Karten gelten dann von 17.00 bis um 13.00 am darauffolgenden Tag. Ich habe den netten Kollegen dann nach einer kurzen Schlafpause zwischen 1.00-3.00 gegen halb vier am darauffolgenden Morgen wieder getroffen. Mittlerweile konnte er einiges vorweisen was nachmittags noch nicht vorhanden war, unter anderem: Einen Lachs von knapp 7 Kg, eine geleerte Literflasche Wodka sowie ein gutes halbes Dutzend leerer Bierdosen sowie einen Onkel der sich nicht mehr verbal artikulieren konnte. Im Zustand absoluter Trunkenheit stapfte er dann am Ufer des dort ziemlich reissenden Flusses herum und war offensichtlich auch mit mehreren Promillen noch willens und fähig zu fischen. Gegen vier schnappte er sich dann Lachs & Onkel und wankte von dannen, einen ziemlich erstaunten Angler in meiner Person zurücklassend.

Gleich der nächste Tag sollte dann auch mein zweiter Tag an der Loenelva sein, offensichtlich ein Glückstag: Nach 3 Stunden Fischen am Ende eines langen Swings endlich der ersehnte Biss, der Haken saß auch wie er es sollte. Ich konnte den Fisch einigermaßen müde machen und hatte leider keine Möglichkeit zu stranden, da es eine Felskante im Wasser gab die ca. 20 cm über die Wasserkante ragte und ich so auf jeden Fall einen Schwanzwurzelgriff anwenden musste. Ich richte die Rute auf und ziehe den Fisch an die Kante. Zentimeter bevor ich den Fisch packen kann legt der eine letzte Flucht hin und von der Spitze meine Rute höre ich ein Geräusch das die unangenehmsten Vorahnungen weckt, es klingt sehr nach: „Knack!“

Nun ja, darauf ist meine vierteilige Sage X eine fünfteilige, ich kann aber ohne die letzten 50 Zentimeter Spitzenteil ziemlich viel Druck auf den Fisch ausüben und habe ihn kurz darauf auch sicher gelandet.

Kein Riese, 3,8 Kilo, aber war sehr lecker, natürlich war ich über den Fang dieses schönen Fisches sehr glücklich.

Ein Ereignis, das bei unseren Touren in Norwegen nicht fehlen darf ist unser fast schon traditioneller gemeinsamer Bootsausflug auf dem Fjord. Vor drei Jahren legten wir den Grundstein für dieses Event im Langfjorden. Meine Freundin hat ansonsten keine wirkliche Affinität zum Thema „Angeln“, aber dieses eine Mal im Jahr wo wir im Boot auf einem Fjord sind, greift auch sie zur Rute. Natürlich fängt sie dann auch immer größere Fische als ich, aber das nehme ich ebenso gelassen wie anerkennend zur Kenntnis. Wir beschließen, dieses Jahr in Måløy anzugreifen, cirka 50 Minuten Fahrt von unserer Hytta entfernt. Traditionell beginnen wir immer mit der ganz schweren Pilkfischerei, Melanie startet wie immer mit ihrem Lieblingsköder, einem „Atom Silda“ mit 170 Gramm. Natürlich fängt sie gleich mal zwei amtliche Pollacks:

Ich verliere lediglich einen richtig großen Fisch und fange einige ziemlich kleine.

Dann aber wendet sich das Blatt: Wir fischen das Ufer mit Fliegenrute ab. Da habe ich wieder die Nase vorn! Wahrscheinlich auch vor allem deswegen, weil Melanie gar keine Fliegenrute hat und sich lieber ausruht als weiter zu fischen…..

Unglaublich orange, diese Küstenpollacks!

Danach gibt es noch etwas Touri-Programm, wir besuchen den berühmten „Kannensteinen“, etwa 3 Meter hoch und sehr eigentümlich:

Die Gegend um Måløy und Vågsåg ist es ebenfalls Wert, erwähnt zu werden. hier mündet der Fjord in den offenen Atlantik und die maritim geprägte Landschaft ist sehr reizvoll.

In Sachen Lachsfischen hatte ich einen weiteren Pfeil im Köcher, ich konnte noch eine Karte für die Eidselva ergattern. Die Karten sind frei zugänglich, die wirklich interessante Strecke bei Bjørlo ist aber stark nachgefragt und so blieb mir die Erkenntnis dass ich mich früher hätte kümmern müssen. Nach meiner Karte hätte ich nämlich durchaus Lust gehabt, dort noch ein, zwei Mal zu fischen aber dann waren die nächsten drei Wochen auch schon komplett ausgebucht. Die Bjørlo-Strecke steckt voller interessanter und auch und gerade für Fliegenfischer sehr interessanter Pools. Die Strecke ist fast vier Kilometer lang und auf vier Karten begrenzt.

Toller Fluss. Einen magischen Moment hat mir die Eidselva geschenkt als ich am Ausfluss eines kleinen Pools einen Lachs spotten konnte. Wie der Puls hochgeht wenn man den Fisch das erste Mal anwirft….

Der Fisch kommt hoch, ich bin absolut bereit anzuschlagen, der Biss kommt

nicht. Der Fisch schnappt an der Sunray Shadow vorbei, klassischer Fall für den Augenarzt. Mist! Wie sich wohl jeder denken kann, taucht der Fisch dann ab und ist verschwunden. Einen weiteren Biss hatte ich leider nicht. Trotzdem habe ich die Zeit an der Eidselva sehr genossen, wer in der Gegend ist, sollte unbedingt versuchen dort fischen zu können.

Es ist sehr hart, irgendwann morgens aufzuwachen und die Erkenntnis sickert langsam ins Bewusstsein, dass dies der letzte Tag des Aufenthalts ist. Um wenigstens die Strapazen der Heimreise etwas abzumildern entscheiden wir uns dazu den Weg in zwei Hälften zu teilen und eine Übernachtung in Arendal einzubauen.

Hübsch dort, wobei es lange dauert bis ich eine Stelle finde wo ich vom Ufer aus fischen kann ohne auf Privatgelände zu gelangen und von misstrauischen Eigentümern verscheucht werde. Südnorwegen ist irgendwie nicht so meins….

Hier waren wir in Grimstad, Kragehageneset. Hier darf man ungestraft ans Ufer weil es sich hier um ein Naherholungsgebiet handelt. Gefangen habe ich zwei Makrelen und zwei Hornhechte, besser als nix aber auch nicht soooooo berauschend.

Am nächsten Tag auf dem Weg zur Fähre in Larvik mache ich einen kurzen Stopp beim Kragerø-Vassdraget.

Kleiner schwarzer Streamer und die 5er Rute mit Sinktip raus bringt etliche Bachforellen ein, leider nicht die absoluten Riesen. Also nicht wirklich groß, die größte wohl knapp über 20 Zentimeter, aber dafür ohne Ahnung einfach mal am Wegesrand zu stoppen und schnell bei inatur.no ne Karte online für 5 Euro zu kaufen war es toll, überhaupt was zu fangen.

Meine einzige Kritik an unserem diesjährigen Norwegen-Urlaub?

Er hörte irgendwann auf. Es war wunderschön, hat alle unsere Sinne in Anspruch genommen und hat uns als glückliche Menschen zurückgelassen. Natürlich weiß ich, dass das Leben im Urlaub nicht dem Leben derjeniger, die dort dauerhaft leben und arbeiten gleichzusetzen ist, aber die Erlebnisse in diesen vier Wochen haben ihre Spuren hinterlassen. Wir werden sehen, wohin sie führen.